Eines meiner liebsten Kinderfotos zeigt mich auf Opas Schoß, ich werde wohl 2 ½ oder 3 Jahre alt gewesen sein. Vor uns sieht man auf dem Tisch im Wohnzimmer meiner Großeltern „Grimm’s Märchenbuch“ liegen, das neben den „Reinheimer’s Märchen“ zur wichtigsten Vorleselektüre meiner Kindergartenzeit werden sollte. In den „Reinheimer’s Märchen“ werden alle Gegenstände des Alltags und auch die Naturphänomene nachts lebendig, sprechen mit einander und erlebten vor den Menschen verborgen ihre Abenteuer. Das Ende der Geschichte „Der Wind geht auf Reisen“ berührt mich auch heute, mit mehr als 50 Jahren noch.
Der Opa hatte Freude an meiner Neugier und an jeder meiner Frage. Und weil er ein sehr kluger, gebildeter Mann war, konnte er auch die meisten meiner Fragen beantworten. Das tat er in allergrößter Bescheidenheit, nie habe ich ihn prahlen oder sich für irgend etwas aufplustern gehört. Wusste er eine Antwort nicht, dann humpelte er an seinem Gehstock zu seinem großen Bücherkasten, der sich über die ganze Zimmerwand erstreckte. Darin wohnten Bücher mit Bildern, die Bibel, Noten- und Liederbücher, ein vielbändiges Lexikon und vieles mehr. Zur Mittagszeit, wenn bei der gestrengen Omi Mittagsschlaf angesagt war, las er mir immer Geschichten vor.
Damals und vom Opa wurde der Grundstein gelegt für das, was ich heute am Liebsten tue: Schreiben