Seit einiger Zeit schleiche ich schon um dieses Thema herum: Soll ich oder soll ich nicht darüber schreiben? Der gestrige Plausch mit meiner Freundin Melissa war ausschlaggebend: ich tu’s!
Als Eltern erwachsener Kinder sind wir ja meistens stolz auf sie, erfreuen uns an ihrem Tun, ihrem persönlichen Weiterkommen und dem guten Gelingen ihres Lebens. Und wir sind auch in schlechten Zeiten für sie da, wenn sie das möchten. Manchmal müssen wir aber auch Entwicklungen oder Verhaltensmuster im Leben unserer großen Kinder beobachten, bei die uns Sorgen machen. Bei denen wir fürchten, dass sie früher oder später jedenfalls Ursache oder Auslöser solcher schwierigen Zeiten sein werden. Das kommt nicht von ungefähr, weil es oft ja auch mit dem zu tun hat, was wir ihnen phasenweise vorgelebt haben.
Da kommt nun – bei mir zumindest – der heftige Impuls auf, meine geliebten Kinder warnen und beschützen zu wollen. Ok, ich gebe ja zu, ich neige manchmal zur „Gluckenmama“;-). Aber wie soll ich das bitte aushalten, wenn ich sehe, dass eines meiner Kinder leidet? Nichts dazu sagen, mich also nicht einmischen? Aber wo fängt denn das „Einmischen“ genau an? Bei einem Kind reicht schon ein mütterliches Augenrollen für Verstimmung, andere nehmen das lockerer und sagen nur „Mama, du nervst“. Und wo darf der respektvolle Abstand aufhören?
Kleines Beispiel? „Ich ernähre mich jetzt vegan!“ verkündete Phillip letzten Herbst bei einem Familientreffen. Der Mutterreflex: „Aber du machst doch so viel Sport, wie willst du denn da genug Kräfte kriegen? Das ist sicher ungesund!“ „Also ich finde das zu extrem, Tierliebe gut und schön!“ Viele Bedenken prasselten umgehend auf ihn ein. Nix zu machen, wenn Phillip sich mal entschieden hat dann pickt das.
„Einmischen nützt nix“, antwortet meine eigene Mutter, „Je mehr du dich einmischst, desto länger halten die Kinder an ihren Irrtümern fest und verteidigen sie auch noch bis aufs Blut. Bei dir und deiner Schwester war das auch immer so!“ Tja, wo sie Recht hat, hat sie Recht.